DRG Stimulation: Alles über die innovative neuromodulatorische Methode

Veröffentlicht: 26.Oktober 2023
Author:Julia Soschinski
Die Dorsal Root Ganglion (DRG) Stimulation in der Schmerztherapie: Eine Innovative Lösung

Schmerzen sind ein weit verbreitetes medizinisches Problem, das das Leben von Millionen von Menschen weltweit beeinflusst. Trotz der Vielzahl von Schmerztherapieoptionen gibt es Patient*innen, bei denen herkömmliche Ansätze nicht ausreichend wirksam sind. Für diese Patient*innen kann die Dorsal Root Ganglion (DRG)-Stimulation eine vielversprechende Lösung bieten. In diesem Beitrag werden wir die DRG-Stimulation, ihre Anwendungsgebiete, den genauen Ablauf des Verfahrens und ihre Wirksamkeit genauer betrachten.

Was ist die Dorsal Root Ganglion (DRG) Stimulation?

Die Dorsal Root Ganglien (DRG/ Spinalganglion) sind kleine „Nervenknoten“, die Nervenzellkörper enthalten und eine wichtige Rolle bei der Weiterleitung von Schmerzsignalen spielen. Sie werden aus folgenden Gründen als ideales “Ziel” für neuromodulatorische Verfahren betrachtet:

  • Klare Anatomie: Die DRGs sind Nervenbündel, die aus dem Rückenmark auf der Rückseite des Körpers hervorgehen und sich in einer gut erreichbaren Position unterhalb der Wirbelknochen befinden.
  • Filterung von Schmerzsignalen: Die DRG kann als eine Art „Schmerzfilter“ betrachtet werden. Sie hilft dabei, die Anzahl der Schmerzsignale, die an das Rückenmark weitergeleitet werden, zu reduzieren.
  • Rolle der Gliazellen bei chronischem Schmerz: In der DRG gibt es spezielle Zellen, genannt Gliazellen, die bei der Verstärkung von Schmerzsignalen eine Rolle spielen. Das Verständnis dieser Zellen ist wichtig, um chronische Schmerzen besser zu behandeln.
  • Empfindlichkeit bei chronischem Schmerz: Bei chronischen Schmerzen sind die Nervenzellen in der DRG besonders sensibel und reagieren leicht auf Schmerzsignale.
  • Klare Zuordnung zu Hautbereichen: Die DRGs entsprechen bestimmten Bereichen der Haut. Dies ist hilfreich, wenn der Schmerz in einem genau definierten Hautareal auftritt.
DRG Stimulation

Bei der DRG-Stimulation handelt es sich um ein invasives Verfahren, bei dem kleine Stimulationselektroden in die Nähe der DRGs implantiert werden. Diese werden an einen elektrischen Impulsgeber (ähnlich einem Herzschrittmacher) angeschlossen. Dieser Impulsgeber erzeugt elektrische Signale, die die Schmerzsignale in den Nervenbahnen beeinflussen und modulieren, um Schmerzen zu lindern.

Anwendungsgebiete der DRG-Stimulation

Die DRG-Stimulation wird hauptsächlich zur Schmerzlinderung eingesetzt, insbesondere bei Patient*innen, bei denen andere Schmerztherapieoptionen keine ausreichende Besserung bringen. Zu den häufigsten Anwendungsgebieten gehören:

  • Chronische neuropathische Leistenschmerzen (z.B. nach Leisten OP)
  • Chronische neuropathische Knieschmerzen (z.B. nach mehrfacher Knie OP)
  • Komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS): CRPS ist eine chronische, schwerwiegende Schmerzerkrankung, die durch übermäßige Schmerzen Schwellungen und Veränderungen der Haut und des Gewebes gekennzeichnet ist.
  • Postherpetische Neuralgie: Dies ist ein schmerzhaftes Zustandsbild, das nach einer Herpes-Zoster-Infektion (Gürtelrose) auftritt.
  • Neuropathische Schmerzen: Patient*innen mit neuropathischen Schmerzen, die auf herkömmliche Therapien nicht ansprechen, können von der DRG-Stimulation profitieren.
Ablauf der DRG-Stimulation

Der Ablauf der DRG-Stimulation ist in mehrere Schritte unterteilt:

Evaluation:

Bevor die DRG-Stimulation durchgeführt wird, erfolgt eine sorgfältige Bewertung der/s Patient*in, um sicherzustellen, dass er/sie ein/e geeignete/r Kandidat*in ist. Dies umfasst die genaue Lokalisation des Schmerzes und die Beurteilung der bisherigen Therapieerfolge.

Sogenannte Diagnostische Blockaden sind ein wichtiger Schritt in diesem Prozess:

Lokalisation des Schmerzes: Die/der Ärzt*in versucht zunächst, die genaue Lokalisation des Schmerzes zu ermitteln. Schmerz kann von verschiedenen Nervenwurzeln oder Bereichen des Körpers ausgehen, und es ist wichtig zu wissen, welcher Nerv oder welcher Bereich betroffen ist.

Nervenblockade: Bei der diagnostischen Nervenblockade injiziert die/der Ärzt*in ein Lokalanästhetikum oder ein Betäubungsmittel in den vermuteten schmerzenden Nerv oder die Nervenwurzel. Dadurch wird vorübergehend die Übertragung von Schmerzsignalen blockiert.

Beobachtung der Schmerzlinderung: Nach der Injektion wird die/der Patient*in sorgfältig überwacht, um festzustellen, ob die Schmerzen vorübergehend nachlassen.

Entscheidungsfindung für DRG-Stimulation:

Wenn die diagnostische Blockade eine vorübergehende Schmerzlinderung zeigt und die/der Patient*in eine positive Reaktion auf die Blockade hat, ist dies ein Hinweis darauf, dass eine DRG-Stimulation als langfristige Schmerztherapieoption in Betracht gezogen werden sollte.

Implantation der Elektroden:

Nach der Auswahl als geeigneter Kandidat werden zunächst eine oder mehrere Elektroden an den jeweiligen Ganglien implantiert. Dies geschieht in der Regel durch einen minimalinvasiven Eingriff.

Anpassung und Programmierung:

Nach der Implantation wird der zunächst externe Impulsgeber individuell angepasst und programmiert, um die bestmögliche Schmerzlinderung zu erzielen.

Implantation des Neurostimulators:

Bei erfolgreicher Trial-Phase erfolgt die Implantation des dauerhaften Neurostimulators, der an die schon liegende(n) Elektrode(n) angeschlossen wird.

Wie hilft die DRG-Stimulation?

Die DRG-Stimulation hilft, Schmerzen auf mehrere Arten zu reduzieren:

  • Blockieren von Schmerzsignalen: Der Impulsgeber erzeugt elektrische Signale, die die normalen Schmerzsignale in den Nervenbahnen beeinflussen und blockieren, was zu einer verminderten Schmerzwahrnehmung führt.
  • Individualisierte Anpassung: Die Stimulation kann individuell angepasst werden, um den Schmerzlinderungsbedarf jedes Patienten zu erfüllen.
  • Verbesserung der Lebensqualität: Die DRG-Stimulation kann die Lebensqualität der Patient*innen erheblich steigern und es ihnen ermöglichen, ihren Alltag wieder besser zu bewältigen.
Fazit

Die Dorsal Root Ganglion (DRG)-Stimulation ist eine vielversprechende Technologie in der Schmerztherapie, die Patient*innen mit schwer kontrollierbaren Schmerzen Hoffnung auf Besserung gibt. Die individuelle Anpassung und das Blockieren von Schmerzsignalen machen dieses Verfahren zu einer wertvollen Option für Patienten, bei denen herkömmliche Therapieformen versagt haben. Gewiss wird die Zukunft der DRG-Stimulation weitere Fortschritte und Innovationen mit sich bringen, um die Lebensqualität von Schmerzpatient*innen kontinuierlich zu steigern.

Bei Fragen zu diesem oder anderen neuromodulatorischen Verfahren steht Ihnen unser Team des Algesiologikum Neuromodulationszentrum gerne zur Verfügung.