CIPN: Wenn die Nerven verrückt spielen

Veröffentlicht: 20.April 2023
Author:Julia Soschinski

Unsere letzte Schmerzkonferenz fand zu dem Thema CIPN (chemotherapieinduzierte Polyneuropathie) statt. Frau Dr. Levardy hielt einen spannenden Vortrag über diese sehr häufig auftretende Nebenwirkung von Chemotherapien und Immuntherapien.

Was ist CIPN?
Die chemotherapieinduzierte Polyneuropathie (CIPN) ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, die durch neurotoxische Chemotherapeutika oder Immuntherapien verursacht wird. Diese Nebenwirkung tritt bei ca. 20% der Tumorpatienten auf und kann zu chronischen, neuropathischen Schmerzen führen. Die CIPN ist abhängig von der Art und Dosis der neurotoxischen Substanz sowie der Expositionsdauer. Betroffen sind besonders sensomotorische Nervenfasern, aber auch motorische und autonome Nervenfasern können betroffen sein. Die Symptome sind typischerweise distal symmetrisch strumpf- und handschuhförmig verteilt und können zu Einschränkungen der Lebensqualität, Gangunsicherheiten und Schlafstörungen führen.
Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit einer CIPN erhöhen, wie z.B. eine vorbestehende Polyneuropathie, Diabetes mellitus, Alkoholabusus, Hypothyreose, Niereninsuffizienz oder eine Kollagenose/Vaskulitis. Auch ein Vitaminmangel oder die Einnahme anderer nervenschädigender Medikamente können das Risiko erhöhen. Es gibt keine wirkliche Prophylaxe gegen CIPN, aber eine frühzeitige Identifizierung der Patient*innen mit erhöhtem Risiko und eine engmaschige Kontrolle sind empfehlenswert.
Therapieoptionen
Für die Therapie von CIPN gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie topische Therapieoptionen (z.B. Anwendung von Capsaicin-Pflastern) oder medikamentöse Therapieoptionen wie antidepressive oder antikonvulsive Koanalgetika oder Opioide. Eine interdisziplinäre, multimodale Schmerztherapie ist empfehlenswert.
Insgesamt ist die CIPN die häufigste neurologische Komplikation bei der Verabreichung von Chemotherapie und kann zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität führen. Es gibt bislang keine Evidenz für eine präventive Therapie, aber verschiedene Behandlungsoptionen können helfen, die Symptome zu lindern.
Sollten Sie betroffen sein, können Sie uns gerne kontaktieren.