Übergänge und Grenzen in der Palliativ- und Schmerzmedizin

Veröffentlicht: 16.Januar 2024
Author:Julia Soschinski
Übergänge und Grenzen in der Palliativ- und Schmerzmedizin: Herausforderungen und Chancen

Die Palliativmedizin und Schmerzmedizin sind miteinander verflochten, da Schmerz ein zentrales Symptom in der Begleitung von Patient*innen mit fortgeschrittenen, nicht heilbaren Erkrankungen darstellt. Nicht jeder Mensch in palliativer Lebenssituation hat jedoch Zugang zur spezialisierten ambulanten oder stationären Palliativmedizin. In solchen Fällen sind Therapeut*innen anderer Fachrichtungen gefordert, die allgemeine Palliativversorgung zu gewährleisten.

Definition Palliativmedizin und Abgrenzung

Die Definition der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin betont, dass Palliativmedizin nicht auf die letzte Lebensphase beschränkt sein sollte. Vielmehr kann sie in verschiedenen organisatorischen Rahmen, sowohl ambulant als auch stationär, verfolgt werden. Ein fließender Übergang zwischen kurativer und palliativer Medizin ist bei chronischen Erkrankungen häufig. Die sogenannte Überraschungsfrage, ob die/der Patient*in in den nächsten 12 Monaten versterben könnte, dient als Orientierung und wurde erfolgreich in verschiedenen medizinischen Kontexten angewandt. Die Überraschungsfrage schafft Bewusstsein für den baldigen Tod von Patient*innen und kann ein Trigger für ein Umdenken in der Versorgung bei Menschen kurz vor dem Lebensende sein. Die sogenannten SPICT-Kriterien (Supportive and Palliative Care Indicators Tool) bieten eine strukturierte Herangehensweise zur Identifikation von Patient*innen, die von palliativer Betreuung profitieren könnten. Sie wurden erfolgreich ins Deutsche übersetzt und adaptiert.

Übersicht der palliativen Versorgung

Organisationsformen in der Palliativversorgung umfassen verschiedene Stufen, angefangen bei Hausärzt*innen und Pflegediensten bis hin zu spezialisierten ambulanten Palliativversorgungsteams (SAPV) und stationären Einrichtungen wie Hospizen oder Palliativstationen. Die ambulante Versorgung stößt jedoch an Grenzen, wenn komplexe Symptome, spezielle Eingriffe oder intensive Pflege erforderlich sind. In solchen Fällen können stationäre Einrichtungen, wie Hospize, eine entscheidende Rolle spielen. Unterschiedliche Phasen der palliativen Begleitung erfordern spezifische Herangehensweisen, von Lebensverlängerung in der Palliativ-Therapie-Phase bis zur reinen Symptomkontrolle in der Terminalphase.

Cicely Saunders: Mutter der modernen Hospizbewegung

Die Begriffe „Hospiz“ und „Palliativ“ werden oft im Kontext der modernen Hospizidee verwendet, die auf Cicely Saunders zurückgeht. Diese Idee betont die Begleitung Sterbender und den Fokus auf Lebensqualität. Parallelen zum bio-psycho-sozialen Schmerzmodell zeigen sich in der ganzheitlichen Herangehensweise der Palliativmedizin.

Pharmakotherapie

Die Pharmakotherapie in der Schmerzsymptomatik erfordert eine individualisierte Betrachtung. Unterschiede in der Bedarfsmedikation betonen die Lebensqualität und Autonomie der Patient*innen. Anders als in der Schmerztherapie ist der Einsatz einer Bedarfsmedikation essenziell um den Patient*innen zu ermöglichen autonom auf die Symptomatik einwirken zu können. Dabei sind schnell und kurz wirksame Medikamente nötig, deren Einsatz aber regelmäßig evaluierende Gespräche zwischen Ärzt*in und Patient*in erfordern. Der Einsatz von schnell wirksamen Fentanylpräparaten sollte den spezialisierten Teams vorbehalten werden, da sie nur für Tumordurchbruch Schmerzen zugelassen sind und spezialisierte Fachkenntnisse erfordern.

In München sind verschiedene Einrichtungen, wie stationäre Hospize oder palliativmedizinische Dienste, verfügbar. Es ist entscheidend, die Patientenbedürfnisse im Fokus zu behalten und eine angemessene palliative Versorgung zu gewährleisten.

Insgesamt erfordert die Palliativmedizin ein integratives und interdisziplinäres Vorgehen, um Übergänge und Grenzen erfolgreich zu bewältigen und die Lebensqualität der Patient*innen bestmöglich zu erhalten.

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