Die Posttraumatische Belastungsstörung

Veröffentlicht: 7.Oktober 2022
Author:Julia Soschinski
Die Posttraumatische Belastungsstörung – Schatten der Vergangenheit

Wir freuen uns auf unsere nächste digitale Schmerzkonferenz, die am Montag, den 10.10.2022 im gewohnten Rahmen stattfinden wird. In diesem Zuge danken wir noch einmal Herrn Dr. Seibolt, Chefarzt unserer Algesiologikum Tagesklinik, für die Präsentation eines spannenden Themas in unserer letzten Schmerzkonferenz: Die Posttraumatische Belastungsstörung und der Umgang mit traumatisierten Patient*innen.

Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung? (PTBS)

Es gibt viele negative Ereignisse im Leben, die einen nachhaltig beeinflussen können. Für gewöhnlich lernen wir mit der Zeit damit umzugehen und das Geschehene zu verarbeiten oder abzuschütteln. In manchen Fällen sind die Ereignisse aber so einschneidend, dass sie dauerhaft seelisch krank machen und die/ der Betroffene in Gedanken und Träumen immer wieder von dem Erlebnis eingeholt wird. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem Trauma. Der Begriff Trauma kommt aus dem griechischen und kann mit „Wunde“ übersetzt werden. Definiert wird ein Trauma als ein (lebens-)bedrohliches, belastendes Ereignis oder Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß (ICD-10) ohne Bewältigungsmöglichkeit, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. (ICD 10) Eine Posttraumatische Belastungsstörung kann nach einem Trauma kurzfristig oder zeitlich verzögert auftreten. In manchen Fällen können sogar Jahrzehnte bis zum Auftreten der Symptomatik vergehen.

Symptome einer PTBS

Typische Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung sind:

  • Symptome des Wiedererlebens, zum Beispiel in Form von sogenannten Flashbacks, oder wiederholte Albträume
  • Vermeidungssymptome, wie Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit der Umgebung und anderen Menschen gegenüber
  • Vegetative (nicht steuerbare) Überregtheit, die sich mit Schlafstörungen, Gereiztheit oder Konzentrationsschwierigkeiten äußert
  • Viele Betroffene leiden stark unter der PTBS, sie erleben Gefühle der Scham und Schuld und das „normale Leben“ wird zu einer Qual
Nicht wenige Betroffene sind sich nicht darüber bewusst, dass ihr seelisches Befinden auf eine PTBS zurückzuführen ist.
Häufigkeit der PTBS

Die Lebenszeitprävalenz (das prozentuale Vorkommen der PTBS) in der Allgemeinbevölkerung liegt bei 7,8 Prozent, Frauen sind im Schnitt häufiger betroffen als Männer (10 Prozent gegenüber 5 Prozent) (Kessler et al., 1995).

Mögliche Ursachen

Typische Traumata sind das Erleben von sexueller Gewalt, oder anderer körperlicher Gewalt, der plötzliche Tod eines Angehörigen. Auch Unfälle oder Naturkatastrophen können eine PTBS hervorrufen. Als berufliche Risikogruppen sind Rettungsfachleute, Soldaten oder Polizisten zu nennen.

Körperlichkeit einer PTBS und Begleiterkrankungen

Eine vorliegende PTBS geht oft mit anderen seelischen Erkrankungen, aber auch mit körperlichen Beschwerden ohne organische Erklärung einher.

Diagnose und Therapie

Wird eine PTBS diagnostiziert ist die Behandlung erster Wahl die traumafokussierte Psychotherapie. Schwerpunkt der Therapie liegt auf der Verarbeitung der Erinnerung an das traumatische Ereignis und/oder seiner Bedeutung. (Posttraumatische Belastungsstörung S3 Leitlinie 2019) Zusätzlich sind bestimmte Medikamente in der Behandlung von Posttraumatischen Belastungsstörungen wirksam. Allerdings sollte die medikamentöse Behandlung nicht als erste Therapieoption für Posttraumatische Belastungsstörungen in Betracht gezogen werden, vorher sollten Betroffene die Möglichkeit haben psychologische Therapieangebote wahrzunehmen. Ziel aller therapeutischen Maßnahmen ist die Stabilisierung der/ des Betroffenen und die Traumaverarbeitung, um ihm oder ihr die Rückkehr in einen „normalen“ Alltag zu ermöglichen.