Endometriose: Dringender Handlungsbedarf!

Veröffentlicht: 4.Dezember 2023
Author:Julia Soschinski
Endometriose in der ambulanten Schmerztherapie  

Endometriose ist eine der häufigsten benignen gynäkologischen Erkrankungen der Frauen im gebärfähigen Alter. Es handelt sich dabei um eine chronische entzündliche hormonabhängige Erkrankung. Weltweit sind etwa 270 Mio. Frauen betroffen. Bei etwa 50 % der Betroffenen besteht ein anhaltender Therapiebedarf. 70% der Frauen mit dem sogenannten Chronic Pelvic PainSyndrom (CPPS) leiden an Endometriose. In Deutschland sind ca. 2 Mio. Frauen betroffen. Mit bis zu 40.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist die Prävalenz von Endometriose erheblich. Es vergehen heute immer noch im Durchschnitt 8-10 Jahre, bis die Diagnose gestellt wird.  Was läuft da schief? Warum hinken wir trotz dieser beeindruckenden Zahlen so hinterher und warum müssen Frauen in der Regel viel zu lange leiden? Die Ursachen sind vielfältig. Ein wichtiger Faktor ist die nach wie vor zu wenig geförderte Forschung zu dieser Erkrankung. Viele Frauenärzt*innen kennen sich daher noch nicht genügend mit der Erkrankung aus, um sie zu diagnostizieren. Eine Diagnose fordert aufgrund der diffusen Symptome viel Zeit. Diese wird aber nicht entlohnt. Ebenso werden Frauen leider nach wie vor häufig nicht ernst genug genommen, wenn sie von starken Schmerzen berichten. Wir greifen das Thema daher gerne immer wieder auf und hoffen ein wenig zu einer besseren Aufklärung beizutragen. Wir danken unserer Schmerzexpertin Frau Dr. Vida Farid-Marschhäuser, die das Thema in unserer großen interdisziplinären Schmerzkonferenz anlässlich der Neugestaltung unseres MVZ aufgegriffen hat und mit ihrer beachtlichen Expertise zu dieser Erkrankung gern gesehener Gast auf diversen Kongressen ist. So auch beim 15. Endometriosekongress deutschsprachiger Länder Ende November. Unser aller Ziel ist die Verbesserung der Versorgung aller Endometriose-Betroffenen in Deutschland. 8-10 Jahre! Schmerz-Odyssee soll und darf nicht sein!

Wie äußert sich eine Endometriose und wie kann sie aus schmerztherapeutischer Sicht therapiert werden?

Endometriose führt zu spezifischen und unspezifischen Begleitbeschwerden. Deshalb ist eine sorgfältige Schmerzanamnese von entscheidender Bedeutung. Zu den typischen klinischen Symptomen zählen:  

  • schwere Schmerzen während der Menstruation (Dysmenorrhoe)  
  • intermenstruellen Blutungen 
  • zyklische und azyklische Unterbauchschmerzen 
  • zyklische Dysurie und Dyschezie (schmerzhafter Stuhlgang) 
  • Schmerzen bei Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)  
  • Endobelly (häufiger Blähbauch) 
  • Infertilität (oft ist die Endometriose asymptomatisch und wird erst bei der Untersuchung auf Unfruchtbarkeit entdeckt) 
  • Beckenschmerzen können bereits vor Beginn der Menarche auftreten.  

Unspezifische Beschwerden neben den o.g. spezifischen Symptomen verzerren im Laufe der Jahre das klare Beschwerdebild der Endometriose. Zu den unspezifischen Beschwerden zählen: 

  • Blasenbeschwerden 
  • Vegetative Begleitbeschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Magenbeschwerden, Schwindel, chronische Erschöpfung 
  • Kopfschmerzen 
  • Rückenschmerzen 
  • Ausstrahlung der Schmerzen in die Beine 
  • u.a. 
Therapie der Endometriose:

Eine kausale Therapie der Erkrankung gibt es bisher nicht. Die Ursache der Erkrankung ist nach wie vor nicht belegt. Die Basistherapie besteht aus einer Hormontherapie (therapieinduzierte Amenorrhoe) und ggf. Operation (durch Gynäkologen). Eine schmerztherapeutische Behandlung der endometrioseabhängigen Beschwerden umfasst nicht nur medikamentöse Ansätze wie Analgetika, sondern auch coanalgetische Therapieansätze wie trizyklische Antidepressiva (TZA), Antikonvulsiva und selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Nicht-medikamentöse Therapien spielen ebenfalls eine wichtige Rolle zur Steigerung der Selbstwirksamkeit. Die Anbindung an eine Schmerzambulanz kann dabei hilfreich sein. Eine interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie (IMST) in einem stationären oder teilstationären Setting kann die Lebensqualität der Betroffenen nachweislich verbessern.  

Wie bei allen Schmerzerkrankungen gilt auch bei der Endometriose: Je früher gehandelt wird, desto besser das Therapieergebnis. Sollten Sie betroffen sein, wenden Sie sich bitte an uns.