Neuromodulation bei chronischer Migräne

Veröffentlicht: 22.Juni 2023
Author:Julia Soschinski
Neuromodulation bei chronischer Migräne
Mit großer Dankbarkeit blicken wir auf unsere jüngste Schmerzkonferenz zurück, die unter dem Thema „Neuromodulation bei chronischer Migräne“ stattfand. Die Veranstaltung wurde von Dr. Koulousakis, Leitender Oberarzt Algesiologikum Zentrum für Neuromodulation, in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Krause-Molle aus der renommierten Klinik für Neurochirurgie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf erarbeitet. Besonders erfreulich war die Unterstützung des dortigen Neuromodulationsteams, das uns großzügig Zugang zu ihren Forschungsergebnissen und Unterlagen gewährte.
Wann spricht man von chronischer Migräne?
Die Klassifikation der chronischen Migräne erfolgt gemäß den Richtlinien der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (International Headache Society, IHS). Die IHS verwendet eine standardisierte Klassifikation, um verschiedene Arten von Kopfschmerzen zu definieren und zu unterscheiden. Bei der chronischen Migräne handelt es sich um eine Form der Migräne, bei der die Kopfschmerzepisoden an mindestens 15 Tagen im Monat über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten auftreten, wobei an mindestens acht Tagen pro Monat die typischen Merkmale einer Migräne vorliegen.
Um die Diagnose der chronischen Migräne zu stellen, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein, wie zum Beispiel die Dauer der Kopfschmerzepisoden, das Vorhandensein von begleitenden Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen oder Lichtempfindlichkeit, sowie das Fehlen einer anderen zugrunde liegenden Erkrankung, die die Kopfschmerzen erklären könnte.
Was versteht man unter chronischem Clusterkopfschmerz?
Der chronische Clusterkopfschmerz wird als eine Form von primären Kopfschmerzen klassifiziert (IHS). Er gehört zu den trigemino-autonomen Kopfschmerzen, bei denen starke einseitige Kopfschmerzattacken mit begleitenden autonomen Symptomen auftreten.
Definiert wird er als eine Form von primären Kopfschmerzen, bei der Kopfschmerzattacken an mehr als 15 Tagen im Monat über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr auftreten, ohne eine Remission von einem Monat oder länger.
Die Schmerzperioden halten für mindestens drei Monate ununterbrochen an und sind von sehr intensiven, einseitigen Kopfschmerzen begleitet, die typischerweise um das Auge herum oder in der Schläfenregion auftreten. Zusätzlich können autonome Symptome wie Tränenfluss, Rötung oder Schwellung des Auges, verstopfte oder laufende Nase sowie verengte Pupillen auftreten. Eine genaue Diagnose nach den IHS-Kriterien ist wichtig, um eine angemessene Behandlung zu gewährleisten.
Wann und wie kann Neuromodulation hier helfen?
Für Patient*innen, die unter schwerer chronischer Migräne und/oder chronischem Clusterkopfschmerz leiden, stehen nur begrenzt wirksame Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die gängigen Standardtherapien erzielen in der Regel keine dauerhaften Ergebnisse.
Sind diese Behandlungsoptionen ausgeschöpft (medikamentöse Therapien und/oder multimodale Schmerztherapie) kommt eine Neuromodulation in Betracht.
In jüngster Zeit rückt die periphere Nervenstimulation (PNS) als vielversprechende Therapieoption in den Fokus.Bei der peripheren Nervenstimulation handelt es sich um eine spezielle Form der Neuromodulation, die bereits seit vielen Jahrzehnten zur Linderung von chronischen Schmerzen eingesetzt wird. Sie kann erfolgreich bei Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Nackenschmerzen, Armschmerzen und Beinschmerzen angewendet werden. Dank des Fortschritts in der Mikroelektronik ist es nun möglich, ein implantierbares Gerät von der Größe einer Streichholzschachtel unter die Haut zu setzen, welches eine kontinuierliche Neuromodulation ermöglicht.
Was passiert bei der Neuromodulation?
Der Stimulator sendet elektrische Signale an den Occipitalis-Nerv, der sich direkt unter der Haut im Nackenbereich befindet. Aufgrund dieser speziellen Lokalisation wird diese Therapiemethode auch als Occipitalis-Nervenstimulation (ONS) bezeichnet. Die Wirkungsweise der Occipitalis-Nervenstimulation beruht auf Veränderungen in der elektrischen Regulation im Hirnstamm. Durch die kontinuierliche Stimulation wird das Muster der Schmerzsignale moduliert und überlagert. Die anhaltende Überempfindlichkeit im Nervensystem wird ausgeglichen und reduziert. Die Funktionsweise des Neurostimulator-Systems und der peripheren Nervenstimulation ähneln der eines Herzschrittmachers. Es wird angenommen, dass die Neuromodulation die körpereigene Schmerzabwehr aktiviert und stabilisiert, wodurch die Empfindlichkeit für Schmerzsignale auf natürliche Weise reduziert werden kann.
Sind Sie betroffen, oder haben Fragen zur Neuromodulation? Sprechen Sie uns gerne darauf an.
Ihr Team des Algesiologikum