Faszientherapie: Ein Gamechanger in der Schmerztherapie?

Veröffentlicht: 11.Juni 2024
Author:Julia Soschinski
Faszientherapie: Ein Gamechanger in der Schmerztherapie?

Was versteht man unter der sogenannten Faszientherapie und welchen therapeutischen Nutzen kann diese als Bestandteil der Schmerztherapie haben?

Aber zunächst: Was sind eigentlich die Faszien?

Faszien sind Gewebeschichten, die unsere Organe und Muskeln umhüllen. Zum Beispiel wird ein Muskel von mehreren Schichten umgeben: Epimysium, Perimysium und Endomysium. Diese Schichten verbinden sich im ganzen Körper, ähnlich wie das Nervensystem.

Es ist wichtig, zwischen verschiedenen Arten von Bindegewebe zu unterscheiden. Ein Beispiel dafür ist der Übergang vom Endomysium zum Endotendon, das die Sehne umhüllt. Diese Hülle ist jedoch klar von der eigentlichen Sehne trennbar. Sehnen sind nicht mit Faszien gleichzusetzen, auch wenn beide Arten von Bindegewebe sind. Ähnliches gilt für Aponeurosen (flache, breite Sehnen) und Bänder. Diese Unterscheidungen sind wichtig, um die spezifischen Funktionen und Eigenschaften der verschiedenen Bindegewebsarten richtig zu verstehen und zu behandeln.

Faszien bestehen hauptsächlich aus zwei Komponenten: Zellen und einer extrazellulären Matrix. Die extrazelluläre Matrix setzt sich aus kollagenen und elastischen Fasern zusammen, die für Stabilität sorgen, sowie einer Grundsubstanz und Wasser, die für Druckfestigkeit sorgen. Faszien enthalten zudem freie Nervenendigungen und Nozizeptoren (Schmerzrezeptoren), die zu ihrer starken Innervation beitragen. Diese Innervation unterstützt die Propriozeption, also die Wahrnehmung der Körperposition und -bewegung.

Funktion der Faszien

Faszien ermöglichen das Gleiten einzelner Schichten gegeneinander und übertragen Kräfte zu anderen Muskeln oder Organen. Neuere Studien zeigen, dass Faszienkraftübertragungen bei passiven Bewegungen nachweisbar sind. Zum Beispiel verbessern entfernte Dehnübungen an der Wade und hinterer Oberschenkelmuskulatur die Beweglichkeit der Halswirbelsäule.

Myofasziale Selbstmassage

Eine großflächige Selbstmassage zeigt eine verbesserte Dehnfähigkeit der Muskulatur und kann positiv auf Spannungskopfschmerzen wirken. Allerdings profitieren Patient*innen mit bereits guter Beweglichkeit weniger davon. Sie sollte als unterstützende Maßnahme und nicht als alleinstehende Therapie betrachtet werden. Beim Einsatz von Faszienrollen ist es wichtig, Knochenpartien auszusparen. Verschiedene Materialien wie Igelbälle oder Schwimmnudeln eignen sich hierfür aber ebenfalls.

Fazit

Es gibt keine eindeutige Definition für Faszien, und weitere Studien sind notwendig, um ihre Funktion und therapeutische Konsequenzen besser zu verstehen. Dennoch zeigt sich, dass die Ansprache der Faszien Einfluss auf Schmerz und Trainingseffekt haben kann. Die Faszientherapie kann daher als sinnvolle Ergänzung im gesamtheitlichen Behandlungskonzept von Schmerzpatient*innen genutzt werden.