März ist der Endometriose ‚Awareness‘ Monat
Veröffentlicht: 24.März 2022
Author:Julia Soschinski
Endometriose – das Chamäleon der Gynäkologie
Der März ist ‚Endometriose Awareness Month‘. Den Start gab 1993 die Endometriose Association, heute sehen wir globale Initiativen, um auf das Thema aufmerksam zu machen und die breite Öffentlichkeit weiter aufzuklären.
Was ist Endometriose?
Viele Frauen hören erst etwas von dieser Krankheit, wenn sie bei ihnen diagnostiziert wird. Obwohl rund 10-15 % aller Frauen im gebärfähigen Alter unter ihr leiden und sie mit geschätzt 2 Mio. betroffenen Frauen alleine in Deutschland eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen ist und bereits 1860 das erste beschrieben wurde, vergehen leider im Schnitt zwischen 8-10 Jahre, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Bei der Endometriose handelt es sich um eine gutartige, chronische Erkrankung, bei der sich, vereinfacht ausgedrückt, Gewebe, was der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter ansiedelt und dort sogenannte Herde bildet. Diese Ansiedlung geschieht meist im Bauchraum, zum Beispiel in den Eierstöcken, der Darmwand oder am Bauchfell, sie beschränkt sich aber nicht allein auf diese Region. Nicht jede Frau, die unter Endometriose leidet ist behandlungsbedürftig, bei rund 50 % der Betroffenen besteht aber anhaltender Therapiebedarf.
Warum dauert es so lange bis zur richtigen Diagnose?
Die Erkrankung wird trotz ihrer großen Verbreitung und dem oft starken Leidensdruck der Patient*innen gesellschaftlich zu wenig wahrgenommen, häufig ist das Thema ungerechtfertigterweise schambehaftet. Da sich jede Endometriose anders äußert und das Beschwerdebild sehr komplex ist, die Symptome mitunter stark variieren, wird sie oft viel zu spät diagnostiziert.
Was sind die Symptome?
‚Klassische‘ Symptome sind:
- Unterbauchschmerzen, die in den Rücken oder Beine ausstrahlen können, vor und während der Menstruation, aber auch unabhängig vom monatlichen Zyklus
- starke und unregelmäßige Monatsblutungen, Zwischenblutungen
- Schmerzen während und nach dem Geschlechtsverkehr
- Schmerzen beim Stuhlgang oder Wasserlassen
- Periodenabhängiger Blähbauch
- ungewollte Kinderlosigkeit
Es gibt aber auch vielfältige unspezifische Symptome und Begleitbeschwerden. Diese reichen von periodenabhängigen Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit hin zu chronischer Erschöpfung. Nicht selten werden Betroffene immer verzweifelter, weil sie nach Rat und Hilfe suchen, aber oft auf Unverständnis stoßen, oder während ihrer Ärzte-Odyssee falsche Diagnosen gestellt und/oder unnötige Operationen durchgeführt werden.
Wie wird Endometriose behandelt?
Die Ursache der Endometriose ist nach wie vor unbekannt. Es gibt daher keine ursächliche Behandlung. Allerdings kann man die auftretenden Schmerzen und Symptome mit einer Kombination von verschiedenen Maßnahmen gut beherrschen. Im ersten Schritt sollte eine Hormontherapie durch die/den behandelnden Gynäkolog*in erwägt werden. Wichtig ist zudem eine frühzeitige und adäquate medikamentöse Therapie. Mit Medikamenten alleine lassen sich die Beschwerden nicht immer beherrschen. Empfehlenswert ist wie bei den meisten chronischen Schmerzbildern die sogenannte IMST, die Interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie. Hauptcharakteristika sind die individuelle Kombination verschiedener Therapieansätze, das abgestimmte Vorgehen verschiedener Berufsgruppen (Schmerztherapeut*innen, Bewegungstherapeut*innen und Psychotherapeut*innen) und die auf Aktivität ausgerichteten Behandlungsmethoden. Die interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie ist der wissenschaftlich fundierte Goldstandard in der Behandlung chronischer Schmerzen. Sollten Sie unter durch Endometriose ausgelösten chronischen Schmerzen leiden, können Sie sich gerne an uns wenden. Je nach individuellem Beschwerdebild erfolgt die Behandlung dann ambulant, in unserer Tagesklinik, oder stationär. Wir möchten Ihnen dabei helfen, zu einem Höchstmaß an Lebensqualität zurückzukehren. Ihr Team des Algesiologikum