Trigeminusneuralgie – Ursachen, Diagnose und aktuelle Therapieansätze
Veröffentlicht: 22.Oktober 2024
Author:Julia Soschinski
Die Trigeminusneuralgie (TN) ist eine seltene, aber extrem schmerzhafte Erkrankung, die sich durch plötzliche, heftige Gesichtsschmerzen bemerkbar macht. Sie tritt bei 0,16–0,7 % der Bevölkerung auf und betrifft häufiger Frauen als Männer. Die starken Schmerzen führen oft zu erheblichen Einschränkungen im Alltag. Dieser Beitrag soll Ihnen einen verständlichen Überblick zu Ursachen, Diagnose und den aktuellen Behandlungsmöglichkeiten geben.
Was ist Trigeminusneuralgie?
Trigeminusneuralgie verursacht einschießende Schmerzen im Gesicht, die durch den Trigeminusnerv übertragen werden. Der Nerv steuert Empfindungen wie Berührung und Schmerz und versorgt Bereiche wie Stirn, Wangen und Kiefer. Es gibt drei Hauptformen der Trigeminusneuralgie:
- Klassische Trigeminusneuralgie: Ursache ist meist der Druck eines Blutgefäßes auf den Nerv.
- Sekundäre Trigeminusneuralgie: Sie entsteht als Folge anderer Erkrankungen, wie zum Beispiel Multiple Sklerose oder Tumoren.
- Idiopathische Trigeminusneuralgie: Hier gibt es keine eindeutig feststellbare Ursache.
Ursachen und Entstehung
Die Schmerzanfälle werden häufig durch eine Schädigung des Nervs an der Eintrittsstelle in das Gehirn ausgelöst. Besonders eine Schwachstelle im Nerv, die sogenannte „Transitionalzone“, ist anfällig für Schäden, die zu unkontrollierten Nervenimpulsen führen. Diese können starke Schmerzen verursachen, wenn Impulse plötzlich und fälschlicherweise auf benachbarte Nervenfasern überspringen.
Diagnose – So wird Trigeminusneuralgie erkannt
Die Diagnose der Trigeminusneuralgie erfolgt meist durch die Krankengeschichte und eine neurologische Untersuchung. Typische Anzeichen sind einseitige, plötzlich einschießende Schmerzen, die oft durch Berührung, Kauen oder Sprechen ausgelöst werden. Zur Bestätigung der Diagnose wird häufig ein MRT durchgeführt, um andere Ursachen wie Tumoren auszuschließen.
Behandlungsmöglichkeiten bei Trigeminusneuralgie
Medikamentöse Therapie
Für die Behandlung der Trigeminusneuralgie werden häufig Antikonvulsiva verwendet, die die Weiterleitung von Schmerzsignalen im Nervensystem hemmen, u. A.:
- Carbamazepin ist das Mittel der Wahl und blockiert die Schmerzübertragung im Nerv. Es erfordert regelmäßige Kontrollen wegen möglicher Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Leberprobleme.
- Oxcarbazepin wirkt ähnlich, hat jedoch weniger Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und wird oft bei älteren Patient*innen eingesetzt.
- Gabapentin und Pregabalin greifen an anderen Stellen im Nerv an und haben oft weniger Nebenwirkungen. Sie werden verwendet, wenn Carbamazepin nicht ausreichend hilft oder nicht vertragen wird.
Cannabinoide als ergänzende Therapie
Cannabis kann bei einigen Patient*innen helfen, wenn andere Therapien versagen oder zu starken Nebenwirkungen führen. Da die Datenlage bisher begrenzt ist, wird Cannabis nur in speziellen Fällen eingesetzt und genau überwacht. Die Anwendung erfordert:
- Strenge Auswahl der Patient*innen, da Cannabis Nebenwirkungen haben kann.
- Überwachung von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.
- Langsame Dosissteigerung zur Minimierung von Nebenwirkungen.
- Regelmäßige Kontrollen, um den Nutzen zu überprüfen.
Die Anwendung von Cannabinoiden bei Trigeminusneuralgie ist jedoch aufgrund begrenzter Datenlage und unzureichender klinischer Studien weder als Erst- noch als Zweitlinien-Therapie empfohlen.
Botulinumtoxin
In bestimmten Fällen wird Botulinumtoxin (Botox) eingesetzt, das die Freisetzung von Schmerzbotenstoffen hemmt und so zur Schmerzreduktion beitragen kann.
Operative Behandlungsmöglichkeiten
Wenn die medikamentöse Therapie keine ausreichende Linderung bringt, gibt es verschiedene operative Eingriffe:
- Mikrovaskuläre Dekompression (Jannetta-Verfahren): Dabei wird der Nerv von einem Blutgefäß entlastet, das auf ihn drückt. Dies kann oft zu einer dauerhaften Schmerzreduktion führen. Das Verfahren sollte nur in spezialisierten Kliniken/ Einrichtungen durchgeführt werden.
- Radiochirurgische Behandlung: Diese nicht-invasive Methode verwendet gezielte Strahlen (Gamma-Knife), um den betroffenen Nerv zu behandeln. Sie ist schonend, hat aber tendenziell höhere Rückfallraten.
- Perkutane Verfahren wie die Thermokoagulation: Dabei wird der Nerv gezielt erhitzt, was zu einer schnellen und meist länger anhaltenden Schmerzlinderung führt.
Fazit – Trigeminusneuralgie verstehen und behandeln
Die Trigeminusneuralgie stellt sowohl Patient*innen als auch Ärzt*innen vor besondere Herausforderungen. Die sorgfältige Auswahl der Behandlung ist entscheidend, da die Erkrankung oft eine Kombination verschiedener Ansätze erfordert. Durch moderne medikamentöse und operative Verfahren gibt es heute vielfältige Möglichkeiten zur Schmerzlinderung, die das Leben der Betroffenen erheblich verbessern können. Dennoch bleibt die fortlaufende Forschung notwendig, um die Behandlung weiter zu optimieren und auch für schwer behandelbare Fälle neue Optionen zu entwickeln.